Warum ist es heute so schwer, Menschen dazu zu bewegen, sich auf ein verlängertes „Wochenende mit Gott“, einen Cursillo einzulassen? Liegt es daran, dass die Menschen weniger Zeit haben oder die Kritik an der Institution Kirche den Weg verstellt oder gibt es kein Interesse mehr für die Botschaft des Christentums?
Vielleicht liegt es auch daran, dass sich viele gar nicht vorstellen können, wie begeisternd gelebter Glaube im Sinne von Offenheit, Angenommensein und erlebter Gemeinschaft sein kann und vielleicht können sich viele gar nicht vorstellen, dass Christen fröhliche und herzliche Menschen sein können. Wo lässt sich Glauben erleben, wo ist Gemeinschaft erfahrbar?
Dabei gehören gelebte Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung zu den Wesenskernen christlichen Lebens
Was also tun, um unseren Mitmenschen zu zeigen, dass gelebtes Christsein kein Relikt vergangener Tage ist, sondern gerade in unserer Zeit der vielfältigen Ablenkungen auch einen festen Anker im Leben bilden kann, der einen hält und stützt? Wenn die Menschen nicht mehr so zahlreich in unsere Kurse kommen, sollten dann nicht wir versuchen, zu ihnen zu kommen?
Ein Weg hierfür könnte das verstärkte Angebot von Kursen in den Gemeinden vor Ort sein. Die in unserer Diözese in letzter Zeit durchgeführten Pfarrkurse waren mit bis zu 70 Teilnehmenden ein ermutigendes Zeichen. Auch die Rückmeldungen nach den Kursen waren sehr positiv – viele waren berührt von der offenen Atmosphäre, den Zeugnissen gelebten Glaubens und der erfahrenen Gemeinschaft. Die Kurse nehmen Elemente des klassischen Cursillo auf und verbinden sie mit neuen. Sie erstrecken sich über vier Abende in den Räumlichkeiten der jeweiligen Pfarrgemeinde.
Mit den Kursen vor Ort können Menschen aus der jeweiligen Gemeinde unmittelbar angesprochen werden, wobei die Unterstützung durch die Pfarrgemeinde Voraussetzung für die Durchführung ist. Glücklicherweise sehen die meisten Pfarrer und Pfarrgemeinderäte solche Kurse in ihrer Gemeinde nicht als Konkurrenzveranstaltung, sondern als ein bereicherndes Angebot, das neue Impulse für die Gemeinde und das Gemeindeleben schaffen kann.
Damit ist auch ein weiterer Vorteil der Kurse vor Ort verbunden: gelebter Glaube lässt sich am besten in der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten verwirklichen. Durch die gemeinsame Teilnahme an einem Kurs vor Ort finden Menschen leichter zu Freundschaftsgruppen zusammen. Nach einem unserer letzten Pfarrkurse bildete sich eine Gruppe, für die der Kurs Anstoß und Impuls war, sich weiter regelmäßig zu treffen und sich auszutauschen. Dazu der Pfarrer vor Ort: „In unserer Zeit, in der gelebter Glaube im alltäglichen Lebensumfeld immer seltener wird, sind kleine Gruppen wichtig, in denen gegenseitige Stärkung erlebt werden kann“.