Erinnerungen an meine Cursillo-Mitarbeit in München

von Frances Ruppert

Zur Person: Im ersten Teil ihres Berichts stellt Frances Ruppert bereits ihre Erfahrungen mit dem Cursillo vor. Obwohl das nicht unmittelbar mit den Anfängen des Cursillo in München zu tun hat, ist der Bericht so spannend, dass wir ihn veröffentlichen. Später zeigte sie noch großes Engagement bei der Einführung des Cursillo in den Diözesen München und Freising, Bamberg, Passau, Eichstätt, Würzburg, Ostdeutschland, sowie in Tschechien und Ungarn.

Sie arbeitete aktiv in der Cursillo Arbeitsgemeinschaft Deutschland mit, übernahm 1994 die Leitung des europäischen Cursillo Sekretariats. Von 1998 bis 2002 war Frances Weltpräsidentin des Cursillo. P. Martin Bialas war in dieser Zeit der geistliche Direktor für den Cursillo der ganzen Welt.

Auch beim Miteinander für Europa und den Begegnungen der Geistlichen Gemeinschaften war sie sehr engagiert. Für ihre Verdienste hat Sie die Wolfgangsmedaille, die höchste Auszeichnung für Laien, der Diözese Regensburg erhalten.

Josef Vilsmeier

1 FC 1971 in Zangberg – Frances Ruppert steht in der letzten Reihe ganz rechts neben Kaplan Hans Peter Heindl, in der ersten Reihe sitzend ganz links ist Pater Martin Bialas, der dritte von links ist Pfarrer Paul Stich, der 1. Cursillo Priester der Diözese München.

Meine Mitarbeit beim Cursillo geht auf das Jahr 1964 zurück. Als mein Mann 1962 an einem der ersten Cursillo Kurse in unserer Diözese Cincinnati, Ohio teilnahm, war den Frauen in USA und fast überall in der Welt, diese Gnade noch verwehrt. Wir durften aber an den Abschlussfeiern teilnehmen und das reichte uns, um uns geradezu kämpferisch für den Cursillo für Frauen einzusetzen. (Meines Wissens wurde der erste offizielle Cursillo für Frauen im Jahr 1959 in Kolumbien gehalten).

1964 hörten wir dann, dass in einer anderen Diözese ein erster Frauenkurs gehalten wurde. Noch sehr zögerlich erlaubte unser Priester, vier Ehefrauen aus der Cursillo-Gruppe meines Mannes daran teilzunehmen. Wir waren entflammt von der persönlichen Liebe Gottes zu jeder Einzelnen von uns. Nach Cincinnati zurückgekehrt, konnten wir unseren Priester überzeugen, mit dem Cursillo für Frauen auch bei uns zu beginnen. Es war eine intensive Zeit. Mein Mann war jeden Monat einmal bei einem Kurs und trotz unserer 6 Kinder war auch ich mindestens jeden zweiten Monat bei einem Kurs. Wir hatten alle große Familien und betreuten gegenseitig die Kinder. Zu meinem großen Bedauern entschied dann 1967 die Familie meines Mannes unsere Rückkehr nach Deutschland.

Wir eröffneten die K&L Filiale in Regensburg und mein Mann ließ kaum ein Verkaufsgespräch enden, ohne sich nach dem Cursillo zu erkundigen. Anfang 1968 wurde er fündig. Es kam ein junger Kaplan, Hans Peter Heindl, der selbst zwar noch nicht beim Cursillo war, aber einen jungen Nachbarn hatte, Hans Bock aus Kallmünz, der in Innsbruck Theologie studierte und bei P. Josef in Wien an einem Cursillo teilgenommen hatte. Dieser hatte bereits, damals noch als Laie, zusammen mit Pfarrer Robert Ammer und Georg Witt, damals Präses des Kolpinghauses in Regensburg, mit dem Cursillo begonnen. Wir waren überglücklich und sofort nahm mein Mann am dritte Männer-Cursillo in Regensburg teil. Durch sein Einführungsseminar für Cursillo Mitarbeiter lernten wir P. Josef Cascales kennen und eine bleibende Freundschaft mit P. Josef begann. Daraus entstand die Einladung von P. Josef an Joe und mich, zusammen mit P. Martin Bialas, am zweiten Welttreffen der Cursillo-Bewegung im Mai 1970 in Mexiko City und als Vertreter für Deutschland beim Weltmitarbeitertreffen in Tlaxcala teilzunehmen. Auch das war, leider aus zeitlichen Gründen ohne Joe, ein grandioses Erlebnis. Ein Flugzeug voller Cursillistas aus Österreich, die Heilige Messe während des Fluges über dem Ozean. Mein Gott welche Freude……

Nach unserer Rückkehr sind P. Martin und ich dann als Vertreter von Deutschland bis zur Gründung der Cursillo Arbeitsgemeinschaft Deutschland nach Wien gefahren. Nach meiner Erinnerung ist P. Josef auch stark daran beteiligt gewesen, dass Joe und ich mit mehreren anderen Regensburger Mitarbeitern an dem Neuanfang in München mitwirken durften.

Es waren wichtige Jahre in meinem Leben und in meiner persönlichen Entfaltung. Nach den aufregenden Anfängen in USA noch einmal die besondere Begeisterung der ersten Stunde in Regensburg und in München miterleben zu dürfen, dafür bin ich – so lang ich lebe – meinem Herrgott sehr dankbar. Einige Kurse waren so groß, dass manchmal mit Pfarrer Paul Stich und später mit P. Friedhelm noch drei Regensburger Priester anwesend waren. Noch waren unsere Cursillo spezifischen, rhythmischen Kirchenlieder etwas ganz Neues für die Teilnehmer und die besondere Ausstrahlung von P. Friedhelm und auch der jungen Priester aus unserer Diözese, Pfarrer Robert Ammer, Pfr. Georg Witt, Hans Peter Heindl, P. Martin Bialas, füllten den Kurs mit unvorstellbarer Begeisterung. Die Nähe und die besondere Gnade Gottes waren für alle erfahrbar und wirklich spürbar. Nie werde ich vergessen, mit welcher Freude Schwester Petra aus Zangberg uns alle umsorgt hat und welch neue Freude am Glauben in diesem an sich schon geistlichen Haus eingekehrt ist. Unvergessen auch die langen Nächte der Mitarbeiter, die mitunter noch stundenlang vor dem Allerheiligsten fortgesetzt wurden. Eine Nacht in Fürstenried endete vor dem Tabernakel beim Anbruch des neuen Tages. Wir haben wirklich den Himmel bestürmt und er hat uns und den Teilnehmern reiche Gnaden und nicht wenige große Bekehrungen geschenkt.

DEO GRATIAS

Anekdote: Beim 1. Cursillo von Joe Ruppert, den Frances ja oben erwähnt hat, war auch ein guter Freund von Joe dabei. Als dieser nach dem Cursillo nach Hause kam hat er gleich die ganze Familie zusammen gerufen und seiner Frau und den vielen Kindern begeistert vom Cursillo erzählt. Durch den Cursillo bin ich ein ganz anderer Mensch geworden, viel einfühlsamer, barmherziger und liebevoller. Ich bin fest entschlossen ein neues Leben anzufangen und das wird sich auch auf die ganze Familie auswirken. Damit ihr seht, wie ernst mir das ist, habe ich ein Kreuz gemacht, welches ich nun in unserem Garten aufstelle. Darauf steht in großen Buchstaben geschrieben: „HIER LIEGT DER ALTE MENSCH BEGRABEN“. Nach ein paar Tagen stand unter diesem Text ein weiterer Satz, von Frauenhand geschrieben: „… und am 3. Tage ist er wieder auferstanden.“

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