Die Anfänge des Cursillo in München

von Bernhard Stock (aus dem Jahr 2010)

Zur Person: Bernhard Stock war zusammen mit Alfred Gassner einer der ersten Mitarbeiter in unserer Diözese, von 1972 bis 1979. Seinen Bericht und sein Zeugnis hat er bereits für unser 40jähriges Jubiläum geschrieben und wir dürfen es jetzt veröffentlichen. Bernhard und Alfred haben sich bald entschieden, ein intensives gemeinschaftliches Leben mit Jesus zu führen und haben deshalb die Gemeinschaft „Brot des Lebens“ gegründet. Viele Mitglieder der Gemeinschaft sind nach Olching gezogen und bis heute ist „Brot des Lebens“ dort lebendig. (brotdeslebens.de) Obwohl Bernhard und Alfred ihren Weg gegangen sind, bestehen viele Freundschaften mit Cursillistas bis heute. Das ist für mich ein schönes Zeichen, wie vielfältig der Cursillo seine Spuren eingeprägt hat.    

Josef Vilsmeier

8. MC: sitzend 1. Reihe ganz links Alfred Gassner, 4. von links Bernhard Stock, rechts neben ihm Peter Hofinger; stehend ist 2. von rechts Siegfried Patzack, ebenfalls einer der ersten Mitarbeiter

1967 wurde auf Einladung einiger Interessierter aus verschiedenen Diözesen der erste Cursillo in München gehalten, im Pius-Kolleg der Steyler in München und zwar von Pater Josef Garcia-Cascales, einem Claretiner aus Wien, der die Cursillos in den deutschen Sprachraum gebracht und auch die Literatur übersetzt hat. Teilnehmer waren zum großen Teil „Beobachter“ aus verschiedenen Diözesen, die sich den Cursillo einmal anschauen und dann entscheiden sollten, ob er in ihrer Diözese eingeführt werden sollte. Wolfgang Schneller aus Rottenburg war dabei und der spätere Domkapitular Edmund Stauffer aus Regensburg. Aus der Diözese München waren die Zwillinge Alex und Walter Gröbmayer dabei. Diese beiden haben dann für einige Jahre das „Cursillo-Sekretariat“ in München geleitet und treu versucht, die Cursillo-Arbeit in München anzufangen.

Sehr bald haben sich einige gefunden, die den Kern der ersten Mitarbeitergruppe bilden sollten: Pfarrer Paul Stich, das Ehepaar Bickl und Peter Hofinger. Der zweite Cursillo in München wurde noch mit Hilfe von „Gastarbeitern“ aus anderen Diözesen gehalten.

Im Jahr 1970 hat Pater Josef in Regensburg eine Mitarbeiterschulung abgehalten, bei der diese Gruppe aus München dabei war. Dort habe ich sie kennengelernt und da ich kurz davor war, zum Studium nach München zu gehen, wurde ich kurzerhand „abgeworben“. Für einige Jahre sollte dieser Kreis die Cursilloarbeit in München leiten: das hieß, Cursillos organisieren, Mitarbeiter aus anderen Diözesen dafür gewinnen, die Nacharbeit aufbauen, ein Sekretariat einrichten (dieses wurde sehr bald von der Tochter des Mesners von Pfarrer Paul Stich, Irmgard Kröner, für lange Jahre geführt).

In diesen ersten Jahren wurde der Cursillo von Laien getragen. Wir mussten uns immer wieder neu Priester suchen die bei den Kursen mitmachen konnten. Daher war es für Peter Hofinger und mich – die einzigen, die direkt in München wohnten – ein wichtiges Anliegen, einen Priester für den Cursillo zu gewinnen; Pfarrer Paul Stich war durch seine Arbeit in der Pfarrei Oberschleißheim zu stark in Anspruch genommen. Wir hörten von einer kleinen Wohngemeinschaft von Claretinern, die in München studierten, Ordensbrüder von Pater Josef. Nach einigen Besuchen konnten wir Pater Friedhelm gewinnen, und er wurde dann sogar vom Orden für die Cursilloarbeit freigestellt und von der Diözese angestellt, ein ziemliches Novum damals in Deutschland.

Bald entstand der regelmäßige Gottesdienst in München, zuerst im „Forum“ in der Herzogspitalstrasse, dann im Hansahaus, und das monatliche Mitarbeitertreffen, zuerst in den Wohnungen einiger Mitarbeiter, dann auch im „Forum“. Damit war der Cursillo eigentlich auf den Weg gebracht, auf dem er im Wesentlichen heute noch ist. Noch einige Mitarbeiter der „ersten Stunde“ sollten erwähnt werden: Pater Caspar Wiedenmann SJ, Marianne Amann, Siegfried und Wilma Patzak und Franz und Eleonore Kinader, Anneliese Sailer, sowie Alfred Gassner und Günter Gruber, der auch von der Diözese Regensburg „abgeworben“ wurde. (Ich hoffe, ich vergesse hier niemand!)

Meine persönliche Erfahrung mit dem Cursillo:

Ich kam zum Cursillo durch Pfarrer Georg Witt aus Tirschenreuth, der damals unzählige junge Leute eingeladen hat. Mein Cursillo war 1970; ich erinnere mich noch sehr genau an die Mitarbeiter, besonders an das Zeugnis von Joe Ruppert. Damals war ich gerade 20, und der christliche Glaube war in meiner Erfahrung etwas für ältere Frauen. Männer gab es kaum im Gottesdienst, noch weniger junge. Dass ein erfolgreicher Geschäftsmann, der mitten im Leben stand, so offen über seine Beziehung zu Jesus Christus sprach, hat meine Vorstellungen völlig verändert.

Der Cursillo wurde einmal definiert als der „Rutsch Christi vom Kopf ins Herz“. Bei meinem ersten Cursillo wurden wir alle von unserem Mitarbeiter am Tisch in die Kapelle geschleppt und dazu angeleitet, laut und persönlich zu beten. Ich glaube, dass dies ein entscheidender Moment des Cursillo ist: persönlich vor anderen zum Herrn zu beten. Dieses Erlebnis ist es, was den „Rutsch Christi vom Kopf ins Herz“ bewirkt; die Erfahrung, dass wir es mit einem lebendigen Gott zu tun haben, nicht einer Idee oder einem Gott, der ferne ist von uns. Dies und das Zeugnis vor allem der Laien beim Cursillo haben mich geprägt, nachhaltig, wie man heute sagen würde. Ziemlich bald wurde ich zur Mitarbeit in der Diözese Regensburg eingeladen und dann auch in München; beim 5. Männer-Cursillo war ich zum ersten Mal als Mitarbeiter dabei.

Ich erinnere mich an viele Männer, die ich begleiten durfte, wie Gott ihnen begegnete und ihr Leben veränderte, an die Zeugnisse bei den Abschlussrunden, an die Ernsthaftigkeit, mit der viele ihre „Sendung“ erlebt und später gelebt haben; an die „Wellen“, in denen der Cursillo in München immer in bestimmten „Milieus“ ankam, bei vielen Studenten, dann in einigen Pfarreien wie Oberschleißheim, Giesing, Baldham, Waldperlach/ Unterbiberg), in „Vereinen“ wie dem KKV.

Und schließlich muss man noch erwähnen, dass der Cursillo „Wegbereiter“ geworden ist für viele andere Erneuerungsbewegungen: Kiko Arguello, der Gründer des Neokatechumenats, ist ein Cursillista. Und Pfarrer Paul Stich hat auf einen Hinweis seines Studienkollegen, damals Kardinal Ratzinger, in München das Neokatechumenat in die Diözese München gebracht. Von einem weiteren Cursillista, Pater Jaime Bonet, wurde die missionarische Fraternität „verbum dei“ gegründet, die heute auch eine kleine Schwesternschaft in München hat. Zwei weitere Mitarbeiter des Cursillo in USA, Steve Clark und Ralph Martin, sind zu führenden Mitgliedern der charismatischen Erneuerung in der katholischen Kirche geworden, eine Bewegung, mit der in München in den Anfangsjahren viele und intensive Kontakte entstanden sind.

Durch den Cursillo haben unzählige Menschen einen neuen Anstoß für ihren Glauben bekommen und durch sie hat die Kirche in München einen großen Segen erfahren, der sich gar nicht im Einzelnen nachverfolgen lässt. Gottes Wege sind oft verborgen aber dennoch sehr wirksam.

Und so sollten wir dem Herrn danken

für die 50 Jahre Cursillo in München – „eya ultra“, weiter so!

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