Es war im Frühjahr eine Zeit des Hoffens und Bangens, ob vom 4. – 6. 6. 2021 überhaupt das Bibliodrama–Wochenende in Harpfetsham stattfinden würde, wo doch das Coronavirus herrschte. Ich glaubte schon nicht mehr daran. Die Lage änderte sich jedoch und es war am Ende des Tunnels ein Licht zu sehen. Ich bekam die Nachricht, dass das Bibliodrama–Wochenende stattfinden würde.
Mei, was habe ich mich gefreut! Das Wochenende wurde mit dem Thema „Die heilige Geisteskraft wird uns alles aufs Neue deutlich machen“ (Joh 14,26) ausgeschrieben. Ich warf die vielen Zweifel und quälenden Gedanken über Bord und spürte große Freude in meinem Herzen. Für mich würde es ein großes Geschenk sein, wieder unter Menschen sein zu können. Ich freute mich auf die Begegnungen.
Als wir dann in Harpfetsham am Abend in der Runde saßen und uns gegenseitig vorstellten, schlug mein Herz bis zum Hals und ich spürte Verunsicherung. Dann kam ich an die Reihe und hatte das Bild mit dem Feuer in meiner Hand. Zuerst musste ich nach Worten suchen, wurde dann aber mutiger und fand schließlich die passenden Worte. Ich sagte, dass das Feuer in meinem Leben Lebendigkeit bedeutete.
Als wir zu dem biblischen Text kamen, gestand ich, dass ich große Schwierigkeiten hatte, die Apostelgeschichte zu verstehen. Ich äußerte, dass Jesus für mich in den Evangelien viel greifbarer war. In der Apostelgeschichte konnte ich Jesus aber irgendwie nicht mehr erkennen und spüren und das machte mich traurig.
Darauf antwortete P. Thomas: „Das ist eine interessante Beobachtung. Ich glaube, das ging den Jüngern genauso. Für sie war es auch einfacher, mit Jesus umherzuziehen, ihn handeln zu sehen und seinen Predigten zuzuhören. In der Zeit der Apostelgeschichte aber standen nun sie selber in der ersten Linie und es war an ihnen, zu handeln und zu den Menschen zu reden, so wie sie es bei ihrem Meister erlebt hatten. Das war eine große Herausforderung und gewiss auch mit viel Unsicherheiten verbunden. Jesus war ja nicht mehr vor ihren Augen. Aber er lebte in ihren Herzen weiter. Sie mussten nun aus dem handeln, wie sie Jesus verinnerlicht hatten.“
Es tat mir gut zu hören, dass ich nicht alleine war mit diesem Problem und dass es den Jüngern damals wohl genauso ging. Dadurch öffnete sich mir der Zugang zur Apostelgeschichte auf neue Weise.
Bei der Übung, bei der verschiedene Stationen aus der Apostelgeschichte auf Plakate geschrieben und auf den Boden ausgelegt wurden und uns P. Thomas einlud, diese zu erspüren und eine Weile dort stehen zu bleiben, kam ich intensiver in Kontakt mit mir, mit Petrus und mit dem Bibliodramageschehen. Ja, ich spürte, wie Jesus mir ganz nahekam. Und mir wurde deutlich, dass Jesus ein Teil von mir ist. So bin ich zutiefst in meinem Herzen überzeugt: „Ich bin und ich war nie allein!!!“
Susanne S.